Schröpfen
Das Schröpfen ist eine Hautreiztherapie, die zu den sogenannten ‹ausleitenden Verfahren› zählt. Mit Schröpfgläsern, die auf die Haut aufgesetzt werden und dort einen Unterdruck erzeugen, können Schadstoffe ausgeleitet werden.
Grundlagen und Anwendung
Man unterscheidet grundsätzliche zwischen drei verschiedenen Arten des Schröpfens: trockenes Schröpfen, blutiges Schröpfen und Schröpfkopfmassage.
Wie allen ausleitenden Verfahren liegt auch dem Schröpfen das Konzept der Humorallehre zugrunde. Diese basiert auf der Vorstellung, dass die Körperfunktionen von den vier Säften Blut, Schleim, schwarze und gelbe Galle gesteuert werden. Ein Ungleichgewicht dieser Säfte kann beseitigt werden, indem man überflüssige Säfte nach aussen ableitet – über die Haut oder über andere Organe wie den Darm und die Nieren.
Darüber hinaus macht sich das Schröpfen auch das Prinzip der Reflexzonen zunutze: Verschiedene Hautbereiche (sogenannte Head’sche Zonen) sind über Nervenbahnen mit bestimmten inneren Organen verbunden. Aufgrund dieser Nervenverbindungen können Störungen eines inneren Organs reflexartig Schmerzen oder Veränderungen im zugehörigen Hautareal und dem darunter liegenden Bindegewebe auslösen. Diese Verbindung nutzt man bei den Reiz- oder Reflextherapien in umgekehrter Richtung: Der Therapeut übt einen Reiz auf ein bestimmtes Hautgebiet aus und beeinflusst so das mit diesem Hautbereich verbundene erkrankte Organ.
Durch die Sogwirkung kommt es zu einem Austritt von Blut und Lymphflüssigkeit in das Gewebe unter der Haut. Dies fördert nicht nur die lokale Durchblutung, sondern auch die Durchblutung der inneren Organe, welche mit den behandelten Hautsegmenten reflektorisch verbunden sind. Darüber hinaus regt Schröpfen den Stoffwechsel an, beseitigt Muskelverspannungen und aktiviert das Immunsystem. Beim blutigen Schröpfen wird zusätzlich Blut – und somit auch die darin enthaltenen Schadstoffe – nach aussen abgeleitet.
Ursprung und Geschichte
Erste Hinweise für die medizinische Verwendung des Schröpfens fand man auf einem mesopotamischen Arztsiegel aus der Zeit um 3300 v. Chr. Auch in der traditionellen Medizin Indiens, Chinas, Südamerikas und Ägyptens war Schröpfen eine anerkannte Heilmethode. Im Griechenland der Antike wurde das Verfahren so häufig eingesetzt, dass die Schröpfglocke gar zum Symbol der Ärzte wurde.
Im Mittelalter waren es vor allem die Bader, die ihre Kunden schröpften und zur Ader liessen. Da sie das „blutige Handwerk“ meist falsch und viel zu häufig anwendeten, geriet die Methode lange in Verruf. Erst in den 1920er-Jahren machte der österreichische Arzt Bernhard Aschner die ausleitenden Verfahren wieder populär. Heute wird das Schröpfen überwiegend von Naturheilpraktikern und Naturärzten eingesetzt.
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